Nicht nur in Gottes Garten
Erfolg heißt auch, seine Leistung zu multiplizieren. Ein Team zu haben, welches einen voran bringt – egal ob ein Team, innerhalb einer Organisation oder ein Team vernetzter Organisationen. Interne Teams sind gut greif- und überschaubar aber wie baue ich ein professionelles Netzwerk auf, das mich voran bringt?
Und was unterscheidet eigentlich erfolgreiche Netzwerke von Pseudo-Netzwerken, so genannten Seilschaften? Echte Netzwerke, die ihrer Charter folgen von vorgetäuschten Netzwerken, die einer zweiten, einer versteckten Agenda folgen.
Vor zwei Jahren hielt ich einen Vortrag über professionelles Netzwerken und erkannte an den Rückmeldungen, dass viele Teilnehmer echte Netzwerke gar nicht kannten und ausschließlich Pseudo-Netzwerken, eben Seilschaften angehörten. Sie trafen sich mit ihresgleichen, um Macht zu erlangen, bestimmte politische Themen zu verfolgen aber nicht um den einzelnen Mitgliedern einen unmittelbaren Vorteil zu verschaffen.
Ich bin heute in einigen Netzwerken sehr aktiv denn als Trainer und Vortragender beziehe ich über 90% meiner Kunden aus Empfehlungen. Immer wieder, wenn ich Menschen neu zu professionellen Netzwerken kommen sehe, entdecke ich, wie verwundert die sind, dass es hier so anders abläuft als bei Kammern, Interessensvereinigungen oder Berufsgruppen.
Denn diese Vereinigungen haben zur Agenda den Berufsstand zu schützen und zu fördern. Da geht es um schwere Zugangsberechtigungen, zum Beispiel durch Meisterprüfungen oder Konzessionen und um die Abwehr negativer Gesetzgebung. Das ist die offizielle Agenda, sie ist wertvoll und wichtig. Doch die versteckte Agenda ist meist ein Spiel um Zugang zu Macht und Geld. Da geht es dann darum, wer den Beruf vertreten darf, wer der Chef ist und was man mit diesem Status alles machen kann. Dort finden Sie sogar Seilschaften innerhalb der Seilschaft. Die Interessen der Gruppe sind dort das wichtigste und da meist nur Vertreter eines Berufs vertreten sind, geht man davon aus, dass die Interessen des einzelnen hinter denen der Gruppe zurückstecken.
Netzwerk-Teams arbeiten ganz anders: die haben zum Ziel jeden einzelnen zu fördern, jeden voran zu bringen. Wenn ich mir erfolgreiche Netzwerk-Teams ansehe, dann entdecke ich immer wieder, dass sie einem Ökosystem gleichen. In einem funktionierenden Ökosystem profitiert jede Pflanze und jedes Lebewesen von dem nächsten. Manche Pflanzen sind sehr dominant, prahlen mit ihren tollen Blüten während andere im Schatten kaum sichtbar aber nicht weniger wichtig sind. Die Pflanzen ergänzen sich und kämpfen nicht um dieselben Ressourcen sondern versorgen einander.
Echte Netzwerke agieren wie Ökosysteme. In echten Netzwerken unterstützen Partner einander und konkurrieren nicht um dieselben Ressourcen. Da stört es mich nicht, wenn der andere einen Kunden gewinnt - im Gegenteil, weiß ich doch, dass mit jedem 3., 5. oder 10. Kunden auch ein Projekt für mich herausschaut.
Dieser Prozess funktioniert dann am besten, wenn im Netzwerk möglichst viele verschiedene Berufe vertreten sind. Denn jeder zieht andere Kunden an, jeder hat andere Geschäftspartner. Für einen Anwalt ist es ein leichtes, einen guten Immobilienmakler ins Gespräch zu bringen und der Makler kann nicht nur Hausbesitzer und Vermieter an den Anwalt vermitteln, er kann auch gleich den Maler, Tischler und Heizungstechniker beauftragen. Die wiederum brauchen früher oder später einen Anwalt. Ein gutes Netzwerk hält permanent mehrere dieser Kreisläufe aufrecht.
Wenn Sie das nächste Mal über Ihr Netzwerk nachdenken, überlegen Sie: haben Sie auch exotische Partner in ihrem Netzwerkteam? Firmen und Menschen, die einen anderen Hintergrund und einen anderen Marktzugang haben? Ertragen Sie deren Anwesenheit oder pflegen Sie den Kontakt zu diesen Menschen aktiv? Erfolgreiche Netzwerker wissen: nicht nur in Gottes Garten gibt es von jedem Tier und jeder Pflanze einige Exemplare.
Nehmen Sie sich heute noch 15 Minuten Zeit und überlegen Sie, wie Ihr Netzwerk besser gestaltet werden kann. Gutes Netzwerk-design ist wie die Planung eines Gartens: keine Monokultur sondern verschiedene Blumen, Sträucher, Gräser, die einander perfekt ergänzen. Wer kann Sie in Ihrem Tun perfekt ergänzen?
Diese Überlegung ist die strategische Basis für echten andauernden Erfolg.
Dieser Artikel erschien erstmals auf Stefan Gösslers Erfolgsblog.