Dein Freund ist kein Sodautomat - behandle ihn nicht wie einen!

Es gibt zwei Sorten von Beziehungen: Die einen funktionieren wie ein Getränkeautomat. Man wirft etwas hinein – Geld, Zeit, eine flüchtige Höflichkeit – drückt auf eine Taste, und zack, kommt etwas heraus. Hoffentlich das, was man erwartet. Manchmal auch etwas Warmes, das eigentlich kalt sein sollte. Aber bitte keine Beschwerden – der Automat hat keinen Kundendienst.

Diese Art von Verbindung nennt man „transaktional“. Wie ein One-Night-Stand der Geschäftswelt: ein kurzer Moment scheinbarer Nähe, gefolgt von schneller Trennung. „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“, schrieb Friedrich Schiller – zwar im Kontext eines Dramas, aber hey: im Bett wie auch im Büro ist das Drama nie weit.

Transaktionale Beziehungen sind klar, effizient – und vollkommen ungeeignet für alles, was über das Austauschen von Lieferscheinen oder Körperflüssigkeiten hinausgeht. Wer in seinem Netzwerk nur Automatengeschäfte betreibt, darf sich nicht wundern, wenn bei der nächsten Krise nur noch Blech antwortet.

Und dann gibt es da noch die anderen: relationale Beziehungen. Die, bei denen weniger die Cola, viel mehr das Gespräch zählt. Wo man sich gegenseitig kennt, schätzt, vielleicht sogar den Dackel namentlich grüßt.

Hier geht es nicht nur ums Geben und Nehmen, sondern ums Füreinander-da-sein. Um Vertrauen, Resonanz, den kurzen Blick über den Bildschirmrand mit der Frage: „Wie geht’s Dir eigentlich… wirklich?“ Wer eine solche Beziehung pflegt, kann auch mal was brauchen, ohne gleich wie ein Vertriebler auf Kaltakquise zu wirken.

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Netzwerken mit Methode

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Diese Beziehungen entstehen durch eine anlass-freie Kontakthäufigkeit. Wo transaktionale Kontakte nur gepflegt werden, wenn ein Bedarf besteht, ist der Anruf bei der Freundin, dem Freund ein inneres Bedürfnis, ein Akt der Verbundenheit. Kontakthäufigkeit fördern wir im Netzwerk durch unsere Anwesenheit. Das ist eines der offenen Erfolgsgeheimnisse von BNI: die Anwesenheitspflicht. Sie garantiert fast schon Beziehungen. Wer hier reduziert, wer selten persönlich da ist, öffnet die Tür zu einer Falle!

Denn Achtung: Wer in einer Freundschaft zu viel Transaktion unterbringt, verwandelt sie – und zwar nicht in Gold, sondern in Blech. Unvermutet fühlen sich Dialoge wie Verkaufsgespräche an, Einladungen wie ein Funnel, und die Freundschaft wie eine CRM-Datenbank. Und die Reaktionen der anderen werden dem entsprechen. Wer verdächtig wird, Verbundenheit vorzutäuschen um Transaktionsinteresse zu kaschieren, wird die anderen nicht nur enttäuschen, er wird bitter abgestraft.

Deshalb: Pflege Deine Beziehungen. Wechsle das Setting, wenn es persönlich wird, stell wenigstens mal den Stuhl anders, trenne klar zwischen beruflichem und persönlichem Kontext. Setz Marker – kein Hashtag, sondern echte Gesten. Und wenn ein Projekt die Beziehung zu überladen droht, tritt mal kurz auf die Beziehungsebene zurück. Frag nicht „Was bringt mir das?“, sondern: „Was brauchen wir, Du und ich, gerade?“

Denn eines ist sicher: Wenn am Ende nur noch die Transaktion zählt, ist auch die Beziehung am Ende.