Hör bitte auf, in anderen Chaptern nach Vertretern zu suchen

Es vergeht keine Woche, ohne dass ich in der einen oder anderen BNI Gruppe lese: Suche für morgen einen Vertreter im wunderbaren Chapter “Profifrei” (Name des Chapters natürlich erfunden). Wer das macht schadet sich einmal unmittelbar und dann gleich noch einmal mittelbar.

Der sofortige Schaden der “ich suche für morgen/übermorgen” Anfragen

Klar, jeder kann einmal kurzfristigst verhindert sein. Aber ist die Norm, dass man als Unternehmer immer wieder um 15 Uhr realisiert, dass man am Folgetag um 7:00 Uhr verhindert ist? Mit Blick auf gesundes Zeitmanagement und persönliches Wohlbefinden hoffe ich mal, dass das nicht die Norm ist.

Was aber dann sagt man über sich aus?

  • Ich scheitere an meinem Terminkalender, denn ich realisiere erst spät am Vortag, was am nächsten Tag passiert.

  • Das BNI Chapter hat für mich keine Bedeutung. Denn wenn ich einen Urlaub plane - und das macht man ja oft Monate im Voraus - dann ist die Planung eines Vertreters nicht auf meiner Agenda.

  • Ich pflege kein sekundäres Netzwerk oder schlimmer: wenn ich mit meinen Kunden und Lieferanten fertig bin, sind die auch mit mir fertig. Komplett. Dass die mal für mich an einem Geschäftsmeeting teilnehmen ist einfach undenkbar, ich pflege keinerlei Beziehungen auf einem solchen Niveau.

Kluge Unternehmer irritiert das, weil die müssen sich ja oft um schwerwiegende Themen kümmern, die Stunden und Tage vorzubereiten sind, da gehört eine Wochen- und Monatsplanung zum Business. Die pflegen auch ein großes Sekundärnetzwerk (der berühmte 2er Kreis), in dem sie Menschen finden, die sie vertreten können.

Wer solche Botschaften abschickt, gibt sich eine unverzeihliche Blöße in seinem Primärnetzwerk, dem BNI Chapter.

Der mittelbare Schaden oder: was ich mir entgehen lasse

Im Rahmen des Schreibens meines Hörbuchs “Netzwerken mit Methode” habe ich mir viele Gedanken gemacht, was Netzwerken eigentlich ausmacht und wieso die einen so großartig netzwerken, die anderen irgendwie kaum voran kommen. Ich nannte das die Pflege des 1er und 2er Kreises bzw. des Primär- und des Sekundärnetzwerks.

Das Primärnetzwerk ist meist das BNI Chapter. Das sind enge Geschäftspartner zu denen ich viel und regelmäßigen Kontakt pflege. Das Sekundärnetzwerk sind losere Beziehungen zu Menschen, die ich immer wieder sehe, hin und wieder brauche, zu denen der Kontakt aber eben lose ist. Oft sind es auch reine Transaktionsbeziehungen, die kaum ein persönliches Element umfassen. Was wichtig ist zu verstehen: das Sekundärnetzwerk ist der Turbo für meinen BNI Erfolg! Denn wo kommen denn Empfehlungen her? Von Geschäftspartnern, Nachbarn, Bekannten - eben jenen Menschen, die in diesem Sekundärnetzwerk anzutreffen sind.

Inspirationen für professionelles Netzwerken

Netzwerken mit Methode

Das Hörbuch von Stefan Gössler

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33 plus 1 Kniffe, mit denen man sein Netzwerk noch stärker macht. Gepackt in 135 Audio-Minuten. Mit eigenem Arbeitsbuch für BNI Mitglieder.

Und was ist nun der Schaden, wenn ich dermaßen unklug nach Vertretern suche? Ganz simpel: Dein Sekundärnetzwerk wird wertvoll, wenn Du es aktivieren kannst. Dafür gibt es viele Ideen und viele kosten Zeit: ein Networking-Lunch, ein Besuch zum Geburtstag, die regelmäßige Sportrunde, das Elternvereinsmeeting und so weiter. Jede Aktion, mit der Du Dein Netzwerk zu einer Aktivität bringst, stärkt Deine Beziehungen. Die Vertretereinladung ist eine eben solche. Durch die Vertretereinladung lernen Dich manche Menschen aus dem Sekundärnetzwerk besser als Unternehmer kennen. Die kennen Dich vielleicht vom Tennis und haben mit Dir noch nie über Unternehmertum geredet, obwohl sie selbst Unternehmer sind. Eine Einladung zum Chapter gibt ihnen eine völlig neue Perspektive auf Dich als Unternehmer.

Ich habe als Mitglied einmal jemanden eingeladen, der von meinem Chapter so gar nicht begeistert war. Seine Kritik war heftig. Doch was spannend war: danach begann er mich wieder und wieder zu beauftragen und an seine Partner zu vermitteln. Jahre später sagte er mir mal nach einigen Bieren “dieses BNI Ding war ja für mich gar nix, ganz falsche Leute dort, aber dass Du dort echtes Business generierst hat mir schon gezeigt, was für ein Unternehmerkerl du doch bist.” Unternehmerkerl… werde ich nie vergessen. Heute bin ich überzeugt: indem er mich vertreten hatte, hat er mich innerlich als Unternehmer anders wahrgenommen.

Der Schaden, der Dir durch unkluge Vertretersuche entsteht ist, dass Du Dein Sekundärnetzwerk nicht aktivierst, Du lässt Dir eine Gelegenheit entgehen, Dein Unternehmerumfeld zu pflegen. Die Tragweite, wenn Du das zu einer Gewohnheit werden lässt, ist enorm: Weder lernen Dich die Menschen in Deiner Umgebung als hoch kompetenten Unternehmer kennen, noch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Du über sie gute Empfehlungen an Chaptermitglieder weiter geben kannst. Zugleich vermittelst Du Deinem Chapter immer stärker das Gefühl, dass Du eben keine Kontakte, kein starkes Netzwerk hast, was ja auch dem Chapter ein wenig vorteilhaftes Bild von Dir als Unternehmer vermittelt. Das wiederum schwächt das Chapter sowie Deine Position darin und damit den Wert Deiner Mitgliedschaft. Das ist doch bitte ein Desaster.

Daher fang noch heute an, eine Liste möglicher guter Vertreter zu schreiben. Du musst sie noch gar nicht einladen. Überlege Dir statt dessen, welche weiteren Maßnahmen Du setzen kannst, um Dein Sekundärnetzwerk zu aktivieren. Manchmal kann das ganze Chapter da zusammen arbeiten und z.B. ein themenbasiertes Boost-Meeting organisieren, bei dem gleich das ganze Chapter sein Sekundärnetzwerk fördert.

Wir fokussieren uns irrigerweise oft ausschließlich auf unsere Aktivität im BNI Chapter. Das Chapter ist die Eintrittskarte ins professionelle Netzwerken, dort ist es wichtig, eine starke Position aufzubauen. Von dieser Position weg entwickle ich mein Geflecht an Beziehungen auf denen mein persönlicher Erfolg ruht.