Die 5 BNI-Typen und wie Du ein starkes Team zusammenschweißt
Seit 2012 begleite ich Chapter, nachdem ich selbst 2010 zu BNI gestoßen bin. Seither erlebe ich immer wieder denselben Dialog:
A: “Warum machst Du nicht mehr fürs Chapter”?
B: “Ich hab halt auch noch ein Hobby: meine Firma!!!”
A: “Aber Du hättest doch viel mehr davon, wenn Du…”
B: “Nur weil Du Dich hier verwirklichen willst, ich habe halt…”
Solche Dialoge, Vorhaltungen, Statements höre ich mehrmals jährlich. “Die anderen” sollen doch mehr tun, sich mehr engagieren. Die Angesprochenen kontern mit Variationen von “ich habe ja noch ein Business” und ähnlichem.
Fünf Gruppen des Engagements
Meine Beobachtung ist: Mitglieder teilen sich in fünf klassische Gruppen ihres Engagements. Ich gebe ihnen farbliche Bezeichnungen, um ein Ranking in “besser/schlechter” zu umgehen. Die Farben sind nicht an irgendein Modell wie DISG o.ä angelehnt, sie stehen wertungsfrei neben einander.
Gruppe Orange - Sinn und Zugehörigkeit
In der Gruppe der Orangen BNI Mitglieder findest Du jene, die in BNI weit mehr sehen als ein wöchentliches Frühstück zum Austausch von Empfehlungen. Themen wie Zugehörigkeit, Commitment, Teilhabe sind hier ebenso wichtig wie Leistung, Anerkennung und Wertschätzung. Diese Gruppe macht BNI zu einem zentralen Teil ihrer Strategie, ja mehr noch: ihres Arbeitslebens und ist bereit, viel zu investieren.
Gruppe Gelb - die Leistungsträger
Die Gelben sind die Performer, die Leistungsorientierten, die ganz konkret im Team etwas ganz konkretes bewegen wollen. Sie lieben den Wettbewerb, rittern um den Netzwerker des Monats ebenso wie um den Kurzpräsentations-Oskar und arbeiten sehr strukturiert am Team mit. Die Input-Output-Überlegung ist ihnen wichtig und sie messen ihre Ergebnisse. Sie überlegen aber auch durchaus, mit wem ein 1-2-1 für sie Sinn macht, wo Geschäftspotenziale liegen können.
Gruppe Blau - die ArbeiterInnen
Die Blauen sind jene, die auch immer wieder zwischen Zeiteinsatz für das eigene Unternehmen und für das BNI Chapter hin und her gerissen sind. Sie nutzen das BNI System, aber weiterführende Dinge wie Besuchertage, Vertreterlisten und Co, werden eher als Stressoren denn als Bereicherung der Mitgliedschaft wahrgenommen. Zwischen ihnen und den Orangen besteht oft eine (nicht immer ausgesprochene) Distanz.
Organisatorisch ist für diese Gruppe auch im Unternehmen der Spagat zwischen operativen Aufgaben und strategischer Weiterentwicklung besonders hart. Oft “fressen” dringende, operative Aufgaben die Zeit für wichtige Themen wie Bildung oder strategische Netzwerkpflege auf. Konsequentes Zeitmanagement und Setzen von Prioritäten z.B. nach dem Eisenhower Modell, können den Blauen das Leben massiv erleichtern.
Gruppe Grau - die Satelliten
Die Gruppe Grau ist die für uns anspruchsvollste. Ich bezeichne sie auch als Satelliten, weil sie eben (noch) nicht angedockt haben. Manchmal sind es Berufsgruppen, die sich im Chapter schlecht wiederfinden, manchmal sind es aber auch ehemals hervorragende Mitglieder, die durch irgendein Ereignis an den Rand gedrängt wurden.
Ich fand hier überraschend häufig auch schon Ex-Führungsteam- und Ex-MA-Mitglieder, die nicht damit klar kamen, gar keine Rolle mehr wahrzunehmen. Die passive Mitgliedschaft war ihnen zu wenig erfüllend. Deswegen empfehle ich oft, dass zB der scheidende CD zum neuen EK wird, wo er eine wichtige Funktion für den neuen CD übernehmen kann.
Diese Gruppen sind selten trennscharf abgegrenzt, doch wir finden sie in jedem Team.
Aber warum ist das wichtig?
Was die Qualität von Beziehungen ausmacht
Egal welche Beziehung, man kann ihre tagesaktuelle Qualität durch ein einfaches Kriterium erkennen, das hat mir einmal ein Paarberater verraten, als ich ihn für einen Podcast interviewte: machen die Beteiligten einander eher Vorwürfe oder Angebote? Drehen sich die Dialoge eher um: was alles nicht passiert ist, was alles daneben ging, wovon man enttäuscht ist - oder darum, was man miteinander auf die Beine stellen kann, womit man einander eine Freude machen kann, wie man gemeinsam MEHR schafft?
In Beziehungen erleben wir das ständig. Macht das Paar einander Angebote, was sie miteinander erleben wollen oder Vorhaltungen, was gerade nicht passt? Reden Sie eher über Pläne für Morgen oder über Enttäuschungen von Gestern? Würden Paare am Beginn einer Krise innehalten und reflektieren, was den Unmut bewirkt, viele wären glücklicher oder in der Lage, eine Beziehung auch zufriedener zu beenden.
Der Weg zum starken Chapter
Jedes Chapter hat diese Gruppen in unterschiedlicher Ausprägung. Das ist OK, weil sich Prioritäten eben ändern können.
Der einfachste Zugang, den man immer wieder beobachten kann, der etwas mit dem Fokus auf Mangel zu tun hat, ist: einander Vorwürfe zu machen. Mangelorientierung ist generell ein “bewährter” Weg in die Unzufriedenheit.
“Wir laden zum Besuchertag so toll ein und diese 5 Deppen machen nix…”
Kann man machen. Doch bringt es etwas? Vorwürfe schaffen Distanz keine Motivation. Dass der andere aus schlechtem Gewissen beim nächsten Mal anders agiert, ist nur sehr entfernt denkbar - und zugleich: welche Emotion holen wir da in den Raum? Plausibler ist, dass der Kritisierte seine Entscheidung rechtfertigt, was es für ihn psychologisch beim nächsten Event um so schwieriger macht, sein Verhalten um 180° zu drehen und auf einmal Gäste einzuladen. Hat er doch gerade erklärt, warum es “richtig” war, beim letzten Event nicht mitzuwirken.
Vorwürfe neigen dazu, den aktuellen Zustand der Unzufriedenheit auszuweiten und zu festigen.
Ein starkes Chapter bemüht sich, Vorwürfe zu minimieren, eben wegen der damit verbundenen Emotion. Starke Teams führen über SOG, nicht über Druck. Was heißt das konkret?
Anerkennung für Leistung! Nutzt die Urkunden, um jenen, die ihr Engagement steigern, zu zeigen, dass sie gesehen werden.
Feiern statt Frusten: wir feiern, was geklappt hat, wo wir besser wurden, statt zu lamentieren, wo wir noch straucheln.
Dialoge statt Urteile. Jeder hat einen Grund, warum sie/er dort ist, wo sie/er ist. Einen guten Grund. Damit sich zB ein Satellit von dem Grund trennt und konstruktiv dem Team beitritt, braucht sie/er die so genannte “goldene Brücke”.
Konsequenz macht attraktiv: wir müssen uns klar machen, dass so wie in einem Körper jede Zelle die DNA trägt, auch jede Zelle die DNA zum Negativen verändern und Gutes zunichte machen kann. Wenn einzelne nicht mehr zum Team beitragen wollen, die “goldene Brücke” auch ablehnen, dann muss ein Team auch bereit sein, diese Menschen im Guten zu verabschieden. (Lies hier den vollen Artikel zur mächtigen Gesprächsstrategie der Goldenen Brücke.)
Noch ein Wort zum ersten Punkt: Anerkennung für Leistung. Hier gilt es einen Spagat zu schaffen: natürlich soll Top-Leistung gewürdigt werden. Dennoch haben die meisten Chapter eine kleine Runde an Personen, die sich die Top-Plätze teilen. Meidet, dass jemand mehrere Monate eine Auszeichnung für z.B. den Netzwerker des Monats bekommt. Das freut den Empfänger immer weniger und kann tatsächlich die anderen demotivieren. Hebst stattdessen mal den “Aufsteiger des Monats” oder die “Gastgeberin des Monats” hervor. Ein neues Mitglied, welches nach 6 Monaten eine Ehrung dafür bekommt, wie stark sie ins Chapter eingestiegen ist, wird sich in den meisten Fällen mit einem Engagement-Boost für die unerwartete Auszeichnung bedanken. Du kannst hier noch nachlesen, welche Empfehlungen wir in der Region Steiermark-Burgenland für Awards haben.
Starke Chapter leben einen bereichernden Mix
Es gibt nicht “die eine richtige” Art, BNI Mitglied zu sein. Es gibt viele Ideen und Ansätze. Starke Chapter finden einen Weg mit diesen Unterschieden umzugehen. Starke Chapter verstehen, dass Prioritäten sich ändern können - manchmal sehr plötzlich. Starke Chapter haben erkannt, dass Diversität eine Bereicherung und, bei dem breiten Branchenmix bei BNI, eine wichtige Quelle für Inspirationen ist. Starke Chapter machen einander daher keine Vorwürfe sondern Angebote und treffen Vereinbarungen, wie sie einzuhalten sind.