Warum ist BNI so verdammt erfolgreich???
Im Jahr 2023 sprang ich mal für die Moderation bei einem Chapteraufbau ein. Der Aufbau zog sich bereits ein wenig, aber am Start dauert es oft, bis ein Team in die Gänge kommt.
Der Abend lief gut, ich muss aber sagen, manche wussten schon vor dem Beginn, dass sie mitmachen wollen. Die waren bei anderen Chaptern oder hatten MitarbeiterInnen in anderen Chaptern. Am Ende ging es um den Ausblick, also die nächsten Schritte. Plötzlich wurde es konfus, “wir treffen uns dann mal vielleicht an dem Termin, den Ort wissen wir noch nicht, das geben wir noch bekannt” und “Bewerbungsbögen haben wir heute nicht dabei, die schicken wir per Mail”.
Das Aufbauteam ist gut, bemüht und will vorankommen. Das sind Spitzenmitglieder aber manchmal befällt uns ein Virus. Jener der Unsicherheit, der Angst vor der eigenen Courage, der Virus der Unverbindlichkeit. Dieser Virus lässt uns scheitern. Weil er es den anderen unmöglich macht, uns zu vertrauen. Wenn es uns an Selbstvertrauen mangelt, wie können wir von anderen Vertrauen verlangen? Wenn wir keine Verbindlichkeit vorleben, wie können wir sie von anderen erwarten?
Warum ist BNI erfolgreicher als alle anderen, die es versuchen?
Verbindlichkeit ist, was uns erfolgreich macht. Wir zelebrieren Verbindlichkeit durch das gesamte BNI-Meeting: es gibt Einschreiblisten, Anwesenheitspflicht, eine bis zum Extremen detaillierte Agenda, klare Rollenaufteilungen, die Nennung des Mitgliedsbeitrags im Bericht des Schatzmeisters, auch die Zeittafeln sind ein Signal für alle Gäste: “Wir nehmen das hier ernst!” All diese Rituale und Symbole zeigen dem Gast unbewusst: hier sind Profis am Werk, die sind voll dran. Auch die Klarheit, am Ende eines Meetings einen Bewerbungsbogen auf den Tisch zu legen und den zu besprechen, ist ein Zeichen unseres Selbstbewusstseins.
Eines der stärksten und sichtbarsten “Verbindlichkeitsrituale” überhaupt sind die Zeittafeln. Mit denen nimmt sich einerseits der SM die Autorität, über die Zeit zu wachen aber - mindestens so wichtig - die Mitglieder zollen dem Chapter Respekt, indem sie diese Tafeln auch beachten.
Das zweite Verbindlichkeitsritual ist die Namenstafel. Mit ihr zeigt man als Mitglied im Meeting: ich schätze, was hier passiert, ich beachte unsere Normen, ich bin Teil des Teams und wir nehmen das hier verdammt nochmal ernst!!! Das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich leger in den Sessel pflanzt und meint “die anderen wissen eh, wer ich bin”. Es ist kaum einfacher, Vertrauen in seine Person zu unterminieren als durch solches Verhalten.
Woran erkennt man schwächelnde Chapter?
Dass ein Chapter schwächelt, erkennt man als besuchender Direktor sehr schnell. Da werden diese Rituale der Verbindlichkeit, die Symbole des Selbstvertrauens, demontiert. Typische Stolpersteine sind
Unpünktlicher und nicht pointierter Start
Moderationen unvorbereitet, nicht am Punkt
Fehlende Rollen und Agendapunkte
Aufnahme von Mitgliedern ist ein fast schon peinlicher Akt - statt die verdiente große Zeremonie
Keine Zeittafeln, jeder redet bis er fertig ist
Hauptpräsentationen fallen aus
Aufrufe nach “bitte meldet Euch für Hauptpräsentationen, wir haben noch viele frei”
Keine Realitätsprüfung nach der Engagementrunde
Bericht SM fällt aus oder erwähnt den Mitgliedsbeitrag nicht
Kein Bewerbungsbogen für Gäste sondern irgendwelche Feedbackbögen oder gar keine Besucherorientierung nach dem Meeting
Weitere Fehler sind dann z.B. Tolerieren von Abwesenheiten oder Ausreden bei Abwesenheiten (Mache gerade Fortbildung, habe gerade Stress in der Firma usw). Gerade eben wieder ein Chapter gehabt, die einer Person unendlich viele Abwesenheiten zugestanden, weil er “mache gerade einen Kurs, kommt dann wieder”. Auf das letzte Mail der Region kam von ihm nur ein “nehmt mich doch endlich aus diesem Verteiler!” Der Abwesende hatte mit seiner Mitgliedschaft schon lange abgeschlossen, das unsichere Führungsteam hat aber allen anderen Mitgliedern damit ihr mangelndes Vertrauen in das Team gezeigt. Und das Team hat genau das zurückgegeben.
Der Irrtum der Komfortzone
Es ist ein häufiger Irrtum, zu glauben, wenn wir den anderen nicht fordern, würden wir Erfolg haben. Dahinter steckt eben oft Unsicherheit. Die Unsicherheit, ob eine Teilnahme am Team wirklich so großartig ist. Die Unsicherheit, ob man jetzt wirklich jedes Detail durchziehen muss. Die Unsicherheit, ob es einem zusteht, dem anderen die “Noch 10 Sekunden”-Tafel hinzuhalten.
Das Spiel des Rudels
Wir Menschen sind Rudeltiere und viele unserer sozialen “Spiele” zielen darauf ab, unser soziales Gefüge zu klären. Dieses Nicht-Einfordern von Standards, dieses “es dem anderen bequem” zu machen, verändert unsere Beziehung zum anderen. Wir verlieren die Augenhöhe und übertrieben gesprochen: wir unterwerfen uns. Und damit machen wir uns unattraktiv.
Bleib stark, bleib attraktiv
“Klarheit macht attraktiv” hat Britta Deuwerth, ED, auf einer der letzten DAKONs vorgetragen. Das ist der Punkt - egal ob im eigenen Vertrieb oder im Chapteralltag: wer selbstsicher auftritt, vermittelt Vertrauen, wem wir vertrauen, den schätzen wir, wen wir schätzen, mit dem wollen wir Zeit verbringen. Denn warum soll ich jemandem oder einem Team vertrauen, das sich selbst nicht vertraut?
Wer das verstanden hat, der versteht, warum nicht auch sondern GERADE Teams unter 22 Mitgliedern auf die Zeittafeln nicht verzichten dürfen, warum es sich kein Team leisten kann, mehr als 3 Abwesenheiten unkommentiert zu tolerieren, warum jeder Gast, der Interesse zeigt, einen Bewerbungsbogen erklärt bekommt. Weil alles andere zeigt auch den bestehenden Mitgliedern, dass das Team sich seiner selbst nicht vertraut. Und wenn wir uns nicht vertrauen, warum sollen dann andere ihr Vertrauen in uns setzen?
Wer Geschäftspartner sucht, sollte keine Mitglieder werben.