Vertreterregel: Chance statt Pflichtübung
Wir versprechen uns, anwesend zu sein. Und wer verstanden hat, was Beziehungen wirklich bedeuten, weiß: das kann man nicht delegieren. Beziehungen leben von Präsenz, von Begegnung. Wer das nicht versteht, kann ja sein nächstes romantisches Date mit dem Ehepartner der Nachbarin überlassen – und sehen, wie lange das gutgeht. Wir brauchen immer neue Empfehlungen für Anwälte.
Beziehungen sind nicht delegierbar – und genau darin liegt der strategische Vorteil eines jeden kleinen oder mittleren Unternehmens. Produkte lassen sich kopieren, Dienstleistungen vergleichen. Aber was niemand kopieren kann, ist das persönliche Beziehungsnetzwerk. Es ist einzigartig – und das ist Deine unternehmerische Superkraft im BNI-Kontext.
Trotzdem ist die Vertreterregel kein Fehler – sondern eine mächtige Möglichkeit, wenn sie richtig genutzt wird.
Vertreten werden heißt: Chancen für alle schaffen
Die Vertreterregel soll nicht Deine Statistik aufpolieren. Sie ist keine Krücke, sondern ein Hebel. Ein starker Vertreter bringt frischen Wind, neue Perspektiven, zusätzliche Kontakte. Wenn jede Woche 3–5 Mitglieder verhindert sind, lernt ein Chapter über ein Jahr hinweg 60–90 neue UnternehmerInnen kennen. Das sind Impulse, das ist Netzwerkpflege in der Tiefe.
Du bist unersetzbar – aber Du kannst durch kluge Vorbereitung Dein Netzwerk stärken
Eine Vertretung kann Deine Persönlichkeit nicht ersetzen – aber sie kann Dein Sekundärnetzwerk stärken. Denn Du bereitest Deinen Vertreter vor, sprichst mit ihm, sammelst Feedback – und damit stärkst Du genau jene Beziehung, die für Dich unternehmerisch besonders wertvoll ist. Nicht selten werden daraus langfristige Kooperationspartner.
Gute Vertreter brauchen Vorbereitung
Wer zu spät sucht, sucht schlecht. Wenn Du erst in der Woche vor dem Meeting jemanden fragst, nimmst Du, wer halt noch kann. Gute Vertreterplanung beginnt 3–5 Wochen vor dem Termin. Wird es dennoch eng, kann man schon mal einen Vertreter aus einem anderen Chapter wählen. Vorausgesetzt, man hat mit diesem Menschen auch eine Geschäftsbeziehung. Lass Dich niemals von kaum bekannten Menschen vertreten!
Was Du vermeiden solltest
Manche bauen sich „Vertreterlisten“ ausschließlich aus Pflichtkontakten zusammen – Mitarbeiter, Familie, Nachbarn. Wer keine Lust auf Aufwand hat, nimmt eben den Franz aus dem Nachbarchapter – zum zwölften Mal im Jahr. Das mag bequem sein, aber es bringt dem Team und auch Deinem Netzwerk nichts. Kein neuer Impuls, keine neuen Kontakte, kein Mehrwert.
Wenn dann auch noch mehrere Chapter-Mitglieder dieselbe Vertreterliste nutzen oder eine gemeinsame Liste für alle erstellen, ist das Ende nah. Das ist nicht mehr BNI – das ist Verwaltungsroutine. Da wird der tiefere Sinn des Netzwerkens geopfert, um sich ein paar Anrufe zu ersparen, die einem aber langfristig weiter geholfen hätten.
Die dümmste Version
Es gab mal ein Chapter, da fragte man Gäste am Empfang, ob sie heute jemanden vertreten möchten – Frühstück gratis inklusive. Ein Fremder las dann eine Präsentation für ein Mitglied vor, das er nie getroffen hat. So vermitteln wir: Regeln sind da, um umgangen zu werden. Damit zerstören wir Vertrauen – und unser Netzwerk, das Team brach innerhalb von 2 Jahren von rund 24 Mitgliedern ausgehend komplett zusammen.
Vertretung heißt: Qualität statt Statistik
Die Vertreterregel hat zwei Ziele:
Das Chapter lernt neue, starke Kontakte kennen.
Du baust durch kluge Vertreterwahl Dein Netzwerk gezielt aus.
Wer das ernst nimmt, der profitiert mehrfach: bessere Gespräche, stärkere Beziehungen, wachsende Kompetenz. Wer das missversteht, sabotiert das Meeting und seinen persönlichen Erfolg.
Führung heißt auch hier: vorleben, erklären, bewusst machen. Je einfacher, klarer und wertorientierter wir die Vertreterregel einsetzen, desto größer ist der Nutzen – für das Chapter, für den Vertreter, für Dich selbst.