Kurzpräsentationstipp vom Humorweltmeister

Ja, es gibt ihn tatsächlich: den “Humor World Champion”. Für Jahre hielt ihn bis zu seinem Tod Mr. John Kinde, der täglich(!) über dreitausend Zuschauer in Vegas unterhielt. Er fokussierte auf hervorragendes Entertainment, welches niemanden bloßstellte.

Aber warum ist das relevant für uns? Sollen Kurzpräsentationen denn ein Humorgewitter sein, eine Bauchmuskelattacke bei der sich alle auf die Schenkel klopfen? Nein, das wäre eine Themenverfehlung. Das Ziel der Kurzpräsentation ist das Schulen Deiner Geschäftspartner.

Die Falle “aber die anderen sind….”

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Netzwerken mit Methode

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Wie wichtig das Thema aber ist, habe ich bei einem meiner Besuche in einem Chapter erlebt. Da stand ein [….]-TherapeutIn* auf und berichtete, wie er einem Klienten geholfen hatte, der von einem Dach auf beide Beine gestürzt war und bei dem die Ärzte meinten “den linken Knöchel können wir operieren, beim rechten kann man nix machen”. Die [….]-TherapeutIn hatte beim rechten Knöchel, entgegen der Prophezeiung der Ärzte die Heilung vorangetrieben. Er endete mit “wenn die Ärzte nicht weiter wissen, schickt die Menschen zu mir”. (Details zu dem konkreten Fall siehe unten)

Es geht hier jetzt nicht um diese oder jene Heilmethode, auch wenn wir das wohl alle in der einen oder anderen Variante schon mal gehört haben. Es geht um das Argumentationsmuster: “ich bin gut, weil die anderen schlecht sind”. Ihr folgt das Denkmuster: je schlechter die anderen, desto besser bin ich.

Die simpelste, dumpfste Argumentation braucht Feinde

Was also sagt der Humorweltmeister, John Kinde, dazu? Er lehrte: das einfachste Argument, der trivialste Witz bedient immer Feindbilder, Außenseiter, “die anderen”. Wer es sich ganz einfach machen will und wer sich seiner Aussagen nicht sicher ist, stellt sie einfach mit einem “Gegner” in den Raum, idealerweise einem Gegner, den alle verachten.

Doch das leitet fehl, meinte er. Denn egal wie man die Gegner wählt, man hat immer Menschen im Raum, die dem Gegner gegenüber loyaler sind als zu Dir und damit schaffst Du Distanz, ja sogar Ablehnung. Er, der bei seinem Publikum enorm beliebt war, meinte: der einzige, den Du im Regen stehen lassen darfst, der einzige, über den Du Dich lustig machen darfst, bist Du selbst. Kritisiere Mütter, Väter, Politiker, Veganer… Du wirst immer Menschen im Raum haben, die Mutter, Vater, politisch engagiert, Veganer sind oder deren Vater Bürgermeister oder deren Tochter Veganerin ist. Mit Deinem Argument stellst Du deren Loyalität auf den Prüfstand: wen mögen sie eher, Dich oder ihren Vater, Sohn, Tochter?

Man polarisiert sein Chapter

An John Kinde’s Blogpost habe ich mich erinnert, als ich vor zwei Wochen einen BNI-Freund traf und wir zufällig auf den/die […]-TherapeutIn kamen. Er meinte: “[…] ist großartig, hat bei mir echt was bewirkt. Wenn er/sie aber über Ärzte redet, muss man halt weghören, das ist halt nicht zum Aushalten. Meine Schwägerin ist Ärztin und die ist eine ehrliche, hart arbeitende Haut.”

Wer Feindbild-Argumente nutzt, um sich besser darzustellen, schafft immer Loyalitätskonflikte und senkt seine Empfehlungschancen. Dabei ist es egal, ob das Feindbild Ärzte, Veganer, Nachbarn, Junge, Alte, Männer, Frauen oder Gartenzwerge-Sammler sind. Wenn wir andere schlecht darstellen müssen, um selbst gut zu sein, haben wir vergessen, was uns gut macht.

Man assoziiert sich mit dem negativen Thema

Fokussiere immer auf Deine Kompetenz, immer auf Deine Qualität und rede niemals über vermutete Mängel bei anderen. Loyalität ist nicht der einzige Grund: Was immer Du sagst, wird mit Dir assoziiert. Wenn Du über “miese Qualität” lästerst, schauen die Menschen Dich an und hören “miese Qualität”. Wenn Du darüber redest, wie viele Probleme es geben könnte, bekämst Du den Auftrag nicht, merken sich die Menschen bloß Deinen Namen und “viele Probleme”.

Merke: wer gut ist, ist sich seiner Sache sicher. Der braucht keine Abwertung anderer, um sich aufzuwerten. Unbewusst weiß jeder Zuhörer: wer andere abwerten muss, hält vom eigenen Wert nicht viel.


* ich schreibe über den […]-Therapeut, da es in dem konkreten Fall nicht darum geht, ob das eine OsteopathIn, PhysiotherapeutIn, HeilpraktikerIn oder einen auch völlig anders gelagerten Beruf geht.


Zu dem konkreten Fall mit dem Sturz vom Dach gibt es eine interessante Ergänzung. Denn der Patient ist mir persönlich bekannt und ich sprach ihn darauf an. Er meinte: ja, links war eine OP nötig, rechts meinten die Ärzte, dass eine OP gegenüber einer Manualtherapie keinen Vorteil aber Risiken hätte. Daher ging ich zum [….]-Therapeuten. Die Wahrnehmung des [….]-Therapeuten, dass die Ärzte nicht weiter wussten, war also etwas verzerrt, die wussten schon weiter, nämlich dass seine Therapie die beste Heilungs-Risiko-Relation hatte.


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